Datenerfassung

Die Erfassung der Daten erfolgt aus unterschiedlichen Quellen. Um eine gleichwertige Datenerfassung zu gewährleisten ist ein geregelter Ablauf sinnvoll. Die dazu notwendigen Schritte werden in dieser Anleitung dokumentiert. Weitere Informationen befinden sich in der Dokumentation.

  1. Schritt: Allgemeinde Informationen
  2. Schritt: Protokolle zum Franziszeischen Kataster
  3. Schritt: Historisches Ortsnamenbuch
  4. Schritt: Kartenmaterial
  5. Schritt: Verortung
  6. Schritt: Geoinformationen
  7. Schritt: Besitzer Josephinische Fassion
  8. Schritt: Neues Grundbuch
  9. Schritt: Grundherrschaft
  10. Schritt: Theresianische Fassion

Begleitet wird die Anleitung von einem Beispielprozess um die einzelnen Schritte nachvollziehbarer zu machen. Zusätzlich wurde Videomaterial erstellt um den Beispielprozess besser abzubilden. Um die Videos kurz zu halten wurde zum Teil auf die Darstellung der Recherche in den Quellen verzichtet, sondern direkt das Ergebnis aufgerufen.

1. Schritt: Allgemeine Informationen

Nach der Auswahl einer Gemeinde wird das zuständige Bezirksgericht erfasst. Dies geschieht anhand des Allgemeinen Verzeichnisses der Ortsgemeindes und Ortschaften Österreichs von 1910.

Die Gemeinde Ferschnitz gehörte zum Bezirksgericht Ybbs (S. 13).

Die Region kann anhand der Erläuterungen zum Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich ermittelt werden.

Laut dem Gemeindeverzeichnis ist Ferschnitz dem unteren Ybbstal zugeordnet (S. 196).

2. Schritt: Protokolle zum Franziszeischen Kataster

Zuerst werden die zugehörigen Katastralgemeinden im Franziszeischen Kataster mit deren Nummer im Findbuch des Niederösterreichischen Landesarchivs (NÖLA) ermittelt. Das Kartenmaterial auf Arcanum Maps mit den eingeblendeten Grenzen ist hier hilfreich. Die Zuordnung zu einer Katastralgemeinde kann sich bis zum Neuen Grundbuch von 1880 verändert haben.

Die Gemeinde Ferschnitz besteht aus den Katastralgemeinden Ferschnitz mit der Nummer OW 101 und Innerochsenbach mit der Nummer OW 356.

Die Protokolle zum Franziszeischen Kataster bilden das Grundgerüst der Datenerfassung. Diese können über das NÖLA Findbuch eingesehen werden. Anhand der Liste der Bauparzellen werden alle zugeordneten Hausnummern und Ortschaften erfasst. Zusätzlich wird zu jedem Haus die Nummer in der Mappe (Bauparzellen-Nummer) und der Besitzer hinterlegt. Wenn dem Haus ein Handwerk zugeordnet ist, dann wird es in eckigen Klammern als vorläufiger Hausname hinterlegt.

Abruf der Protokolle zum Franziszeischen Kataster mit dem Suchstring „fk prot ow 101“ oder „fk prot ferschnitz“ im NÖLA Findbuch. Im Bauparzellenprotokoll ist der erste Eintrag das Haus der Ortschaft Ferschnitz mit der Hausnummer 1. Die Nummer in der Mappe ist ebenfalls 1. Der Besitzer hieß Spittersberger Franz. Dem Handwerk nach war der Hausbesitzer ein Schmid.

Immer wieder sind einer Hausnummer mehrere Bauparzellen zugeordnet. Hier wird die Bauparzelle des Wohngebäudes erfasst. Im Zweifelsfall im Abgleich mit dem Kartenmaterial.

Der zweite und dritte Eintrag im Bauparzellenprotokoll bezieht sich auf das Haus der Ortschaft Ferschnitz mit der Hausnummer 20. In der Spalte Gattung wird die Nummer in der Mappe 2 als Wirtschaftsgebäude geführt. Die Nummer 3 als Wohngebäude.

So wird jede Hausnummer einer Katastralgemeinde abgearbeitet. Am Ende steht eine Liste der Häuser. Allerdings kommt es immer wieder zu Lücken in der Nummerierung der Häuser. Die nicht genannten Hausnummern werden in der Datenerfassung ergänzt um später trotzdem Daten zu dem im Kataster nicht geführten Haus erfassen zu können.

3. Schritt: Historisches Ortsnamenbuch

Zwar sind in den Protokollen zum Franziszeischen Kataster Hausnamen vermerkt. Allerdings nicht durchgehend. Zur Absicherung der Zuordnung und vor allem in Sachen einheitlicher Schreibweise ist das Historische Ortsnamenbuch von Niederösterreich (HONB) hilfreich. Dieses kann wiederum im NÖLA Findbuch abgerufen werden. Die Zuordnung der Hausnamen erfolgt anhand der im HONB geführten Adressen.

Im Band 2 (DT-G) des HONB beginnt der Eintrag zu Ferschnitz (F56) auf der Seite 200. Auf der Folgeseite befindet sich die Liste der zugehörigen Gehöftenamen. Der erste Eintrag Amesöd wird den Adressen Amasödt 1 und 2 zugeordnet. Der Hausname bezieht sich also auf zwei Häuser. Im Abgleich mit den Protokollen zum Franziszeischen Kataster kann man diesen beiden Adressen die Bauparzellen-Nummern 160 für 1 und 158 für 2 zuordnen.

Zusätzlich zur Erfassung des Hausnamens wird die mundartliche Lautung erfasst, sofern sie im HONB angeführt ist. Zur besseren Darstellung im Web wird diese jedoch vereinfacht. Mehr dazu in der Dokumentation unter Mundart.

Beim Eintrag zum Haus Amesöd ist die mundartliche Lautung åmas-éd angeführt.

4. Schritt: Kartenmaterial

Als nächster Schritt wird das historische Kartenmaterial gesichtet. Anhand der Karte Habsburgermonarchie – Franziszeischer Kataster auf der Webseite Arcanum Maps wird geprüft ob ein Hausname in der Karte verzeichnet ist. Die Zuordnung erfolgt über die Bauparzellen-Nummer aus den Protokollen zum Franziszeischen Kataster. Was gleichzeitig zur Kontrolle der bereits erfassten Daten dient. Vereinzelt sind Mappenblätter nicht bei Arcanum Maps verfügbar. Als Alternative sind die Mappenblätter auch im NÖLA Findbuch digital verfügbar.

In der Katastralgemeinde Ferschnitz findet man südlich des Hauptortes den Hausnamen Amesödt. Die beiden Häuser auf der Karte haben die Bauparzellen-Nummern 158 und 160.

Unter Mehr Karten können nun die Karten Österreich unter der Enns (1773-1781) – Josephinische Landesaufnahme und Österreich ob und unter Enns (1809-1818) – Franziszeische Landesaufnahme eingeblendet werden. Aufgrund der Beschaffenheit der Karten kommt es zu Abweichungen und leider sind nicht alle Hausnamen einwandfrei lesbar.

In der Josephinischen Landesaufnahme werden die beiden Häuser als Ameised geführt. In der Franziszeischen Landesaufnahme als Amesöd.

Die Administrativ-Karte von Niederösterreich wird im Rahmen des NÖ Atlas bei den Historischen Karten georeferenziert angeboten.

In der Administrativ-Karte wird der Hausname als Amesödt geführt.

Auf der Webseite adressregister.at kann die aktuelle Schreibweise laut dem Kartographischen Modell des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesens (BEV KM) erfasst werden, sofern der Hausname angeführt wird.

Im Kartographischen Modell wird der Hausname als Amasödt geführt.

5. Schritt: Verortung

Dieser Schritt überschneidet sich mit dem vorherigen. Die Verortung erfolgt im Zusammenspiel zwischen dem Kartenmaterial zum Franziszeischen Kataster auf Arcanum Maps und den aktuellen Karten des NÖ Atlas.

Zuerst wird mit der Karte NÖ Adressen im NÖ Atlas die heutige Adresse bestimmt. Falls das Haus in aktuellen Karten nicht mehr geführt wird, wird es als abgekommen gekennzeichnet. Im Zweifel und zur Kontrolle ist ein Abgleich mit dem Franziszeischen Kataster vorzunehmen. Hier ist vor allem die Überblendungsfunktion mit aktuellen Karten hilfreich.

Das Haus Ferschnitz 1 hat auch die Bauparzellen-Nummer 1. Diese findet man auf Arcanum Maps etwas außerhalb vom Ortskern von Ferschnitz. Bei der Überblendung mit einer aktuellen Karte sieht man, dass dieses Haus abgekommen ist und keine aktuelle Adresse hat.

Die Häuser Amasödt 1 und 2 sind jedoch nicht abgekommen und bei der Überblendung auf Arcanum Maps sieht man bereits die heutige Adresse Amasödt 16 und 15. Die Karte NÖ Adressen vom NÖ Atlas bestätigt dies.

6. Schritt: Geoinformationen

Aufgrund der weiteren Verarbeitung der Daten werden zwei unterschiedliche Koordinatensysteme herangezogen. Im NÖ Atlas können Koordinaten mittels Abfragen zu Koordinaten / Höhe abgerufen werden. Da diese gesammelt als CSV-Datei heruntergeladen werden können, kommt dieser Schritt praktischerweise nach der Erfassung einer Ortschaft oder Katastralgemeinde.

Für jedes Haus wird in der Koordinaten-Abfrage ein Marker auf der Karte gesetzt. Als Koordinatensystem wird hier vorrangig Web Mercator verwendet. Die erfassten Daten werden später in das Koordinatensystem WGS84 umgerechnet. Bei Unklarheiten können die auf Arcanum Maps angezeigten Koordinaten unter Koordinaten eingeben als WGS84 Koordinaten eingegeben werden. Nachdem alle Marker gesetzt sind, kann die CSV-Datei heruntergeladen und in die Datenbank übertragen werden. Allerdings muss das Trennzeichen Beistrich durch einen Punkt ersetzt werden, um die weitere Verarbeitung zu gewährleisten.

Das Haus mit der historischen Adresse Amasödt 1 hat die Web Mercator-Koordinaten: Rechtswert 1667519.01 / Hochwert 6120832.24

7. Schritt: Besitzer Josephinische Fassion

Die Besitzer zur Zeit des Franziszeischen Katasters wurden bereits im Rahmen der Datenerfassung anhand der Protokolle im zweiten Schritt erfasst. Die Familiennamen werden analog der Schreibung in der Quelle erfasst, während die Vornamen vereinheitlicht werden.

Die Besitzer zur Zeit der Josephinischen Fassion können mit den Digitalisaten im NÖLA Findbuch ermittelt werden. Die Verwaltungseinheiten zwischen der Josephinischen Fassion und dem Franziszeischen Kataster weichen teilweise ab. Außerdem erfolgte die Nummerierung der Fassion noch auf Basis der führenden Grundherrschaften. So muss teilweise jede Ortschaft einzeln betrachtet werden. Die Nummerierung bei der Datenerfassung ist dreistellig mit führenden Nullen.

Die Ortschaften Ferschnitz und Amasödt gehörten zur Fassion zu Ferschnitz mit der Nummer OW 037 unter der Ortsobrigkeit der Grundherrschaft Auhof.

Die Erfassung der Besitzernamen in der Fassion wird durch mögliche Umnummerierungen der Häuser weiter erschwert. Zur Orientierung sind hier oft Hausnamen als Riednamen eine Hilfe. Im geschlossenen Ortsgebiet können markante Häuser (Halterhaus, Torturm etc.) oder mit Abstrichen gleichbleibende Familiennamen eine Hilfe sein.

Im Findbuch des NÖLA nach „josfass ow 037“ oder nach „josfass ferschnitz“ suchen um zu der digitalen Version zu gelangen. Der Ortsplatz Ferschnitz beginnt mit der laufenden Nummer 206 und der Besitzer vom Haus Ferschnitz 1 war Spittersperger Josef. Der Ortsplatz Amasödt beginnt mit der laufenden Nummer 383 und die Besitzer der beiden Häuser waren Zehetgrueber Anton und Weger Thomas.

8. Schritt: Neues Grundbuch

Bei der Einsicht in das Neue Grundbuch am Bezirksgericht können die historischen Einlagezahlen dokumentiert werden.

Mit Hilfe der Karte Grundstücke des NÖ Atlas kann sowohl die Katastralgemeinde als auch die aktuelle Einlagezahl einer Liegenschaft online ermittelt werden. Allerdings kann die historische Einlagezahl von 1880 davon abweichen. Als zusätzliche Quelle kann die Kataster-Webseite vom BEV dienen.

Die Häuser Ferschnitz 1 und beiden Häuser in der Ortschaft Amasödt gehören auch heute noch zur Katastralgemeinde Ferschnitz. Da das Haus Ferschnitz 1 abgekommen ist, kann in diesem Fall keine eindeutige Einlagezahl ermittelt werden. Das Haus Amasödt 1 hat die Einlagezahl 58. Das Haus Amasödt 2 hat die Einlagezal 57.

9. Schritt: Grundherrschaft

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Grundherrschaft zu ermitteln. Einen ersten Hinweis liefert der Nachlass von Heinrich Weigl. Die umfassendste ist der Einblick in das Neue Grundbuch ab 1880. Bei jeder Liegenschaft wurde ein Verweis auf das vorhergehende Grundbuch vermerkt und somit auch auf die zuständige Grundherrschaft. Zusätzlich liefert Heimatkundliche Literatur, wie etwa Häuserbücher, oft Hinweise auf die Grundherrschaft. Allerdings sollte man diese Informationen im Zweifelsfall mit Originalquellen abstimmen.

Der Weg über Online-Quellen führt über die Topographien nach Möstl (1795) und Steinius (1822). Sie enthalten Hinweise auf die Grundherrschaften einer Ortschaft.

Bei Steinius werden für den Ort Amasödt (Amesöedt) die Grundherrschaften Auhof und Stift Seitenstetten geführt. Bei Möstl jedoch Senftenegg. Leider sind die Angaben nicht immer einheitlich.

Dann beginnt die Suche nach passenden Grundbüchern im NÖLA Findbuch unter den Beständen der Kreis- und Bezirksgerichte. Je nach Grundherrschaft weicht der konkrete Ablauf der Suche ab. Wenn die passende Grundbuchseite gefunden ist, kann gleich ein Verweis erfasst werden.

Die Bestände der Grundherrschaft Auhof findet man unter dem Bezirksgericht Ybbs im NÖLA Findbuch. Da jeder Bestand individuell ist, muss man zuerst analysieren welche Quellen vorhanden sind. In diesem Fall findet man einen Index zu den Grundbüchern. Leider ist er nicht direkt im NÖLA Findbuch Online. Also muss auf die Aufnahmensuche von FamilySearch ausgewichen werden. Dort dann in der erweiterten Suche nach „BG Ybbs 2“ suchen und das Digitalisat mit der Nummer 4 öffnen. Aus der bisherigen Recherche ist bekannt, dass der Besitzer von Amasödt 1 den Namen Zehetgruber trug. Diesen Namen findet man auch im Index mit Verweis auf die Grundbuchseite 382. Das Grundbuch selbst befindet sich auch unter den Beständen „BG Ybbs 2“ mit der Nummer 2. Dort findet man wiederum die Realität bezeichnet als Hilmbauerns Halblehen mit der passenden Adresse. Damit ist die Grundherrschaft des Hauses Auhof und unter Verweis auf das Grundbuch wird II 382 eingetragen.

Effektiver ist die nachträgliche Erfassung aller Häuser einer Grundherrschaft.

10. Schritt: Theresianische Fassion

Die Theresianische Fassion basiert auf den Grundherrschaften und nicht auf den späteren Verwaltungseinheiten. Zudem gab es noch keine Hausnummerierung. Auch der Detailgrad der Erfassung variiert. Wenn die Grundherrschaft bekannt ist kann die Nummer (vierstellig mit führenden Nullen) der passenden Theresianischen Fassion ermittelt werden. Anschließend muss die Fassion nach der Liegenschaft durchsucht werden. Teilweise hilft dabei der Hausname oder der Verweis auf das Grundbuch zur Zeit der Fassion. Anschließend kann der Besitzer erfasst werden.

Die Herrschaft Auhof hat die Nummer 0923 in der Theresianischen Fassion. Dies kann mit der Suchfunktion des NÖLA Findbuchs ermittelt werden. Da bisher (September 2022) nur Teile der Bestände Online verfügbar sind können auch die Verzeichnisse zur Fassion bei der Ermittlung der Nummer hilfreich sein. In der Theresianischen Fassion umfasst die Herrschaft Auhof 6 Bände. Interessant sind vor allem die sogenannten Rustikalfassionen. Leider findet man nichts zur Amasödt.

Bei Möstl wird Senftenegg als Grundherrschaft geführt. Anhand der Quellen kann angenommen werden, dass die Grundherrschaft Senftenegg in der Zwischenzeit als eigenes Amt zu Auhof kam. Senftenegg findet man unter der Nummer 0819 der Theresianischen Fassion. Auf den Folios 6 bis 9 findet man den Hausnamen Amesöedt mit den Besitzern Höller Thomas und Hielmbauer Andreas. Die Zuordnung der Häuser muss hier durch weitere Quellen erfolgen. Ein Hinweis ist etwa die Bezeichnung Hilmbauers Lehen im Alten Grundbuch.

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